Lebensverändernde Diagnosen

Zukunftsdialoge

Ausführlich sprechen Ärzte, statistisch gesehen, nur mit einem von drei Patienten, die eine lebensverändernde Diagnose bekommen. Die Bedeutung einer lebensbeschränkenden oder sogar den Tod voraussagenden Diagnose wird oftmals nicht in der ganzen Tiefe besprochen; individuelle Aussichten und Möglichkeiten nicht vielschichtig betrachtet. Es fallen immer wieder Worthülsen wie: austherapiert, unheilbar krank oder palliativ zu behandeln. Diese Worthülsen sind für Patienten schwer zu durschauen. Vor allem bringen sie keinerlei Perspektive für die verbleibende Zeit.

Die Universität Harvard entwickelte genau für dieses Szenario einen Gesprächsleitfaden, den „Serious Illness Conversation Guide“ Diesen nutzen mittlerweile auch hiesige Ärzte, um schwierige Gespräche vor allem mit unheilbar kranken Patienten und den Angehörigen zu führen. Sie nennen die Gespräche „Zukunftsdialoge“, denn sie sind keine Arzt-Patient-Monologe, sondern wirkliche Dialoge, die den Betroffenen zu Wort kommen lassen und eine Perspektive ermöglichen, sei es für Tage, für Wochen oder Monate. Dies ist immens wichtig für eine verbleibende Behandlungsplanung, aber vor allem für die persönliche Lebensplanung. Und die Würde am Schluss.

Auszüge aus einem Leitfaden für den Zukunftsdialog:

1. Das Gespräch in Gang bringen.
Fragen Sie den Patienten und auch die Angehörigen danach, was ihnen wichtig ist, was sie wissen möchten.

2.Verständnis und Wünsche beurteilen.
Fragen Sie den Patienten nach seinem Wissensstand. Erklären Sie offen und verständlich.

3. Prognosen teilen.
Fragen Sie konkret nach den Wünschen, Hoffnungen und Sorgen der Patienten. Sprechen Sie klar aus, ob und welche Prognosen gestellt werden können.

4. Ziele, Ängste, Sorgen und Aussichten besprechen.

5. Das Gespräch aktiv beenden.
Fassen Sie den Dialog zusammen und geben Sie eine konkrete Empfehlung.

6. Dokumentieren Sie das Gespräch.